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Donnerstag, 21. August 2014

Velbert: Unsinnige Ein-Euro-Jobs in einem Gebrauchtwarenhaus

Ein-Euro-Jobs sind keine Brücke zum regulären Arbeitsmarkt

Velbert: Wieder einmal stellt sich das Gebrauchtwarenhaus an der Kaiserstraße 23 in Velbert unter dem Motto „Jeder kann hier fündig werden“ vor.  Auf 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche über zwei Etagen verteilt bietet es jedem der dort kaufen möchte Möbel, Deko, Kleidung, Spielwaren, Haushaltsgeräte und einiges mehr an. Wie der Name schon sagt „Gebrauchtwarenhaus“ handelt es sich hier um Gebrauchtwaren die aus Spenden und Wohnungsauflösungen zusammen kommen.
Menschen mit geringem Einkommen können eine Rabattkarte für die angebotene Ware beantragen.

Das Gebrauchtwarenhaus in Velbert an der Kaiserstraße 28 beschäftigt 14 Festangestellte Mitarbeiter und 28 Langzeitarbeitslose. Die beschäftigten Langzeitarbeitslosen soll dort wieder einen geregelten Tagesablauf kennenlernen. Carsten de Vries, Betriebsleiter des Gebrauchtwarenhauses äußerte sich dazu gegenüber dem Stadtanzeiger / lokalkompass.de, Ziel ist es dass die beschäftigten Langzeitarbeitslosen hier bei uns wieder einen geregelten Tagesablauf kennenlernen, um „eventuell“ wieder einen Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen. Vermittelt werden die Langzeitarbeitslosen vom Job-Center. Ganz besonders wichtig sei es uns, dass die Langzeitarbeitslosen erkennen dass ihre Tätigkeit bei uns wertgeschätzt wird, so der Betriebsleiter gegenüber dem Blatt. Eine Erfahrung die einige von ihnen in ihren vorherigen Beschäftigungsverhältnissen nicht unbedingt machen konnten.

Die Realität sieht allerdings anders aus:
Dass das Gebrauchtwarenhaus, auch bekannt unter dem Namen „Die Werkstatt“ eine  nützliche Einrichtung ist, steht außer Frage. Allerdings stößt uns bitter auf, dass auch dort Langzeitarbeitslose verheizt werden.
Langzeitarbeitslose, also Hartz-IV leistungsberechtigte Bürger, sollen einen geregelten Tagesablauf mit ihrer Tätigkeit im Gebrauchtwarenhaus kennenlernen.
Wir halten eine solche Aussage für pauschal, aber auch für irreführend, da sie der Öffentlichkeit vermittelt, dass Langzeitarbeitslose den ganzen Tag nur -rum gammeln würden. Dem ist selbstverständlich nicht so!
Durchaus haben Langzeitarbeitslose Menschen einen geregelten Tagesablauf. Viele stehen morgens früh auf um ihre Kinder in die Kita oder in die Schule zu bringen. Sie halten ihren Haushalt sauber, gehen einkaufen und kochen für ihre Familien. Auch haben sehr viele Langzeitarbeitslose durchaus sinnvolle Beschäftigungen, sei es denn einen Job auf geringfügiger Basis, oder aber auch ein Ehrenamt. Sehr viele von ihnen haben auch Sinn machende Hobbys. Selbstverständlich ist all dass auch mit Arbeit verbunden, somit haben Langzeitarbeitslose Menschen sehr wohl einen geregelten Tagesablauf.


Beschäftigung mit Mehraufwandsentschädigung (MAE)  „Ein-Euro-Jobs“ sind keine Brücke zum regulären Arbeitsmarkt:
Vielmehr sieht es so aus, dass Langzeitarbeitslose nach einem Ein-Euro-Job, weiter in der Arbeitslosigkeit verweilen müssen. Allerdings auch wären einer Beschäftigung mit  Mehraufwandsentschädigung sind betroffene Menschen weiter hin arbeitslos. Sie fallen lediglich aus der Statistik, was selbstverständlich politisch gewollt ist.
Von daher, ist eine  Beschäftigung mit Mehraufwandsentschädigung kein Sprungbett im ersten Arbeitsmarkt.

Das Gebrauchtwarenhaus an der Kaiserstraße 23 ist nach unserem Wissen eine Einrichtung des Vereins Beratung und Projekte Velbert e.V. „Bepro“ und arbeitet zusammen mit dem Job-Center ME-aktiv. Sowie angeschlossen an der Evangelischen Kirchengemeinde und Mitglied der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.
Das der Verein Bepro „Beratung und Projekte Velbert e.V.“ eng mit dem Job-Center ME-aktiv zusammen arbeitet liegt auf der Hand. Das Job-Center vermittelt dem Verein Langzeitarbeitslose, die dann für 6 Monate im Gebrauchtwarenhaus an der Kaiserstraße 23  in Velbert arbeiten „müssen“. Das wird selbstverständlich mit einer Eingliederungsvereinbarung im Job-Center von den betroffenen Menschen verlangt. Wer sich weigert, weil z.b. ihm diese Art von Arbeit nicht liegt und er lieber etwas anderes machen möchte, bekommt seine Existenzgrundlage „Regelleistung“ sanktioniert.
Selbstverständlich weiß dass auch die Geschäftsleitung des Gebrauchtwarenhauses an der Kaiserstraße in Velbert. Allerdings nimmt man die Langzeitarbeitslosen die ihre Situation in keinster Weise selber verschuldet haben dankend an, denn es handelt sich um billigst Kräfte die den Erhalt solcher Einrichtungen mit Fördergeld vom Staat pro Kopf und pro Monat mitunter gewährleisten. Mit der Macht der schönen Worte vermittelt man der Öffentlichkeit, dass man sich fürsorglich für Langzeitarbeitslose einsetze und ihnen scheinbar eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt durch die geleistete Arbeit mit einem Ein-Euro-Job eventuell ermöglicht.
Einige Hartz IV leistungsberechtigte Menschen melden sich sogar freiwillig beim Job-Center für einen sogenannten Ein-Euro-Job. Meistens handelt es sich um Alleinerziehende, die ihren ohnehin viel zu niedrigen Regelsatz so aufbessern wollen um sich und ihre Kinder über den Monat zu bringen. Das halten wir für einen handfesten Skandal.  


SO SOLLTE ES SEIN!
Die bestmögliche Alternative zu unsinnigen Ein-Euro-Jobs ist Bildung!

Zunächst einmal, diese völlig unsinnigen Beschäftigungen mit Mehraufwandsentschädigungen (MAE) „Ein-Euro-Jobs“ müssen zu Gunsten der betroffenen Menschen abgeschafft werden. Diese Jobs sind ein Stigma für betroffene Menschen. Sie werden vom Job-Center unter Androhungen von Sanktionen dazu erpresst solche Jobs anzunehmen. Zum allen Überfluss, ist die Chance mit einem sogenannten Ein-Euro-Job eine sozialversicherte Arbeit im ersten Arbeitsmark zu erlangen gleich Null. Außerdem verschlingen Ein-Euro-Jobs unnötig Unmengen Steuergelder. Die Profiteure sind einzig und alleine die Träger die ein lohnendes Geschäft mit diesen Jobs machen.
Die bestmögliche Alternative heißt BILDUNG!
Gerade für junge Menschen die ohne Schulabschluss daher kommen, muss Geld für Bildung in den Händen genommen werden. Eine gute und zukunfts- weisende Ausbildung ist das Nonplusultra für eine gesunde Grundlage auf dem Arbeitsmarkt.
Aber auch für ältere Menschen die auf dem ersten Arbeitsmarkt aus unterschiedlichsten Gründen keine Chance mehr haben, muss Geld in den Händen genommen werden. Hierbei müssen Umschulungen und Weiterbildungen in vorderster Front stehen. Nur gut geschulte Leute haben eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt, was aus unserer Sicht Priorität in den Job-Centern und Arbeitsagenturen sein muss.
Ein-Euro-Jobs z.b. in einem Gebrauchtwarenhaus bringen betroffenen Menschen gar nichts.

Autor
Michael Mahler
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