Pressemitteilung der Bremer Arbeitnehmerkammer vom 29.08.14
"Die Lage für die Beschäftigten in den Kliniken, in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen ist in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden. Dies merken wir auch in unseren Rechtsberatungen. Schutz der Erholungsphasen, Arbeitszeiten, Gehaltsfragen, Überlastung – das sind Themen, zu denen sich Pflegekräfte bei der Arbeitnehmerkammer immer wieder beraten lassen", so der Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Ingo Schierenbeck.
Ein Hauptproblem: die dünne Personaldecke
"Jeder Ausfall, jede Erkrankung einer Pflegekraft wird zum Problem. Teilzeitkräfte werden zum Lückenfüllen herangezogen – und bereits heute arbeiten 50 Prozent der Pflegekräfte in Teilzeit. Der Helferidealismus der Pflegekräfte wird oft ausgenutzt", so beschreibt Ingo Schierenbeck die Situation auch in Bremen und auf Grundlage der Befragung. "Für die Arbeit in den Krankenhäusern brauchen wir dringend eine Neuberechnung der Personalschlüssel, insbesondere für die Pflege. Und auch für die Altenpflege fordern wir einen besseren und auch bundeseinheitlichen Personalschlüssel".
Pflegehelfer und Pflegefachkräfte
Der sogenannte "Personalmix", in dem günstige Hilfskräfte für finanzielle Entlastung sorgen sollen, wurde auch von den von der Arbeitnehmerkammer befragten Pflegekräfte zwiespältig gesehen. Pflege, so die überwiegende Meinung der Befragten, sei ein ganzheitlicher Vorgang. Pflege aufzusplitten in Helfer- und Fachtätigkeiten sei daher nicht der richtige Weg. "Wir bauen keine Autos, wir pflegen einen Menschen", so eine Stimme aus der Befragung. Auch die Böckler-Studie zeigt: Kommunikation mit Patienten und Angehörigen gehört zentral zu guter Pflege und darf nicht wegen personeller Engpässe und Kostendruck unter die Räder geraten.
Hinzu kommt, dass die Gehälter der Pflegehilfskräfte in den wenigsten Fällen existenzsichernd sind. „Unsere Befragung hat ergeben, dass Hilfskräfte in der Altenpflege zu rund 80 Prozent in Teilzeit arbeiten. Da kann von einem existenzsichernden Lohn nicht gesprochen werden, von einer armutsfesten Rente schon gar nicht“, so Schierenbeck.
"Wenn wir Menschen für diesen Beruf begeistern wollen, und auch, wenn wir selbst gut gepflegt werden wollen, müssen wir den Pflegeberuf attraktiver gestalten und die konkrete Arbeitssituation der Beschäftigten deutlich verbessern", mahnt er mit Blick auf die Zukunft.
Weitere Informationen:
Arbeitskräftebedarf und Personalentwicklung in der Pflege (pdf)
Eine Erhebung im Land Bremen, Mai 2013
Quelle:
http://www.arbeitnehmerkammer.de/presse/pressearchiv/20140829_pm_pflege.html
http://www.arbeitnehmerkammer.de
Bildquelle:
http://www.arbeitnehmerkammer.de